Nachhaltigkeit im Netz: Wie umweltfreundlich ist unser Internetzugang?

Die Datenströme des 21. Jahrhunderts laufen fast unsichtbar, doch ihre ökologische Wirkung bleibt messbar. Jede Suchanfrage, jeder Streaming-Abend und jede Cloud-Sicherung braucht Energie. Strom aus fossilen Quellen treibt noch immer viele Netzknoten, Rechenzentren und Endgeräte an. Während Politik und Wirtschaft laut über CO₂-Reduktion sprechen, wächst das weltweite Datenvolumen rasant. Deshalb entscheidet nicht nur die Effizienz neuer Chips, sondern auch die Wahl der Übertragungswege über die Klimabilanz der Digitalisierung. Wer das Internet nachhaltig gestalten will, muss Infrastruktur, Strommix und Nutzungsgewohnheiten gemeinsam betrachten.

Digitale Infrastruktur und ihr ökologischer Fußabdruck

Kupferleitungen und Mobilfunkmasten prägen große Teile der Netze. Beide Technologien wandeln elektrische Signale in Radiowellen oder Spannungsimpulse, verlieren dabei jedoch spürbar Energie. Diese Verluste addieren sich, weil Signale über weite Strecken verstärkt werden müssen. Jede Verstärkerstation, jeder Umsetzer und jedes Kabelmodem zieht aus dem Stromnetz, auch wenn gerade niemand surft. Studien des Borderstep-Instituts zeigen, dass der feste Internetzugang pro Haushalt inzwischen ähnlich viel Strom verbraucht wie ein moderner Kühlschrank.

Steigt das Datenaufkommen, wächst dieser Bedarf. Gleichzeitig kommt der Ausbau neuer Leitungen oft nur schleppend voran. Lange Genehmigungsverfahren für Tiefbau und knappe Handwerkskapazitäten bremsen den Umstieg. So setzt der Großteil der Haushalte weiterhin auf alte DSL-Anschlüsse oder hybrides Mobilfunk-Internet. Erst wenn energieeffizientere Technologien die alten Netze ersetzen, sinkt der Footprint dauerhaft. Klimaschutz im digitalen Raum beginnt deshalb an der physischen Leitung.

Wer beispielsweise Internet von o2 in Anspruch nehmen möchte, wählt nicht nur aus Geschwindigkeitsgründen bevorzugt Glasfaser, sofern verfügbar.

Glasfaser als Effizienzgewinner

Lichtleiter übertragen Bits mit Photonen statt Elektronen. Die Glasfaser braucht keine ständigen Verstärker auf kurzen Strecken, weil das Signal in der Kernstruktur kaum gedämpft wird. Dadurch sinkt der Energiebedarf pro transportiertem Gigabyte erheblich. Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts kommen auf Einsparungen von bis zu 60 Prozent gegenüber VDSL, wenn die Leitung konsequent bis in die Wohnung verlegt wird. Der Unterschied vergrößert sich mit zunehmender Bandbreite, denn höhere Datenraten erhöhen bei Kupfer die Verlustwärme überproportional. Ein Glasfaser-Node kann dagegen mehrere hundert Haushalte versorgen und bleibt dennoch sparsam. Netzbetreiber mit reinen FTTH-Netzen verzeichnen deshalb deutlich niedrigere Betriebskosten, was langfristig auch die Tarife stabilisiert. Dass Glas bis zu 30 Jahre ohne nennenswerte Alterung bleibt, reduziert zudem den Materialbedarf für künftige Ausbauwellen.

Wer heute von Kupfer auf Glas umsteigt, spart also nicht nur Strom, sondern vermeidet auch Baumaßnahmen in der Zukunft. Selbst große Streaming-Lasten belasten das Glasfasernetz kaum, weil die Steuer-Elektronik in den optischen Terminals effizient arbeitet. Kabel-Coax wirbt mit Gigabit-Upgrades, doch das Grundproblem der höheren Leistungsverluste bleibt.

Zukunftsorientierte Versorger koppeln deshalb ihre Tarife zunehmend an reine FTTH-Leitungen, um Skalierbarkeit und Klimaschutz zu verbinden. Sinkende Betriebskosten erlauben Investitionen in erneuerbare Energien für die Netzknoten, was die CO₂-Bilanz weiter verbessert. So wird Glasfaser zum zentralen Hebel einer grünen Digitalisierung.

Rechenzentren und erneuerbare Energien

Nicht nur die Leitung zum Haus entscheidet über Emissionen. Hinter jedem Klick stehen Server-Farmen, die rund um die Uhr laufen. Energieeffizienzstandards für Rechenzentren verschärfen sich, weil die Politik klare Vorgaben setzt. Deutschlands Energieeffizienzgesetz verlangt ab 2027 einen durchschnittlichen Power Usage Effectiveness-Wert von höchstens 1,2 für neue Anlagen. Betreiber verschieben Lasten in Regionen mit günstiger Wind- und Solarproduktion und nutzen Abwärme für Fernwärmenetze.

Glasfaser ergänzt diese Strategie ideal. Verlustarme Glasfaserleitungen ermöglichen direkte, hochbitratige Verbindungen, wodurch die Übertragungsverzögerung sinkt – selbst bei unveränderter geometrischer Entfernung. Das reduziert Latenzen und fördert den Einsatz von Edge-Computing. Ein elektrisches Micro-Grid, das Windparks, Kommunen und Rechenzentren physisch verbindet, benötigt zur Steuerung einen Glasfaser-Backbone. So lässt sich grüner Strom direkt vor Ort zur Deckung von Lastspitzen einsetzen. Energiedienstleister oder Großabnehmer bündeln hierfür Power-Purchase-Agreements (PPAs), damit Photovoltaik- und Windparks ihre Leistung planbar einspeisen können. Streaming kann somit bilanziell CO₂-frei erfolgen, bleibt aber weiterhin vom Ausbau erneuerbarer Kapazitäten abhängig.